Liebe Gemeinde, liebe Lesende,
Es hat eine Weile gedauert, doch jetzt ist es so weit. Nach einer langen Ausbildungszeit mit viel Theorie darf ich nun in der Praxis ankommen. Ich freue mich sehr nun bei Ihnen, in der Kirchgemeinde Bleckede mit allen ihren zugehörigen Dörfern und Kirchen, zu sein.
Aber erstmal von vorn: Geboren und aufgewachsen bin ich in Annaberg-Buchholz im sächsischen Erzgebirge. Als Sohn eines Gastwirts waren mir Großküche und Schanktisch eigentlich vertrauter als Kirchenbank und Altar. Dies änderte sich erst nach meiner Konfirmation. Die Junge Gemeinde vor Ort wurde für mich zu einem wunderbaren Freundeskreis und zur Gemeinschaft, in der ich christlichen Glauben kennen und spüren lernte. Aus vereinzelten Gottesdienstbesuchen an Festtagen wurde allmählich ein fester Termin in der Woche. Dass hieraus in einem langen Prozess der Wunsch erwuchs, ein Theologiestudium aufzunehmen, verdanke ich dem Pastor meiner Heimatgemeinde. Er war es, der sich stets für uns als Junge Gemeinde und für mich Zeit nahm, um (theologische) Fragen zu besprechen.
So kam es, dass ich nach meinem Abitur, welches ich – Fun Fact – im selben Haus ablegte, in dem ich geboren bin, mein Theologiestudium in Leipzig begann. Nach nervenaufreibenden ersten Semestern des Hebräisch- und Altgriechisch-Lernens begeisterten mich anfangs vor allem die Wissenschaft des Alten Testaments und die Neuere Kirchengeschichte. Durch die Nachbarschaft zur Leipziger Nikolaikirche, welche wie kein zweiter Ort für die Friedliche Revolution 1989 steht, ist dies wohl kaum verwunderlich. Und überhaupt haben geschichtsträchtige Orte immer eine Anziehungskraft auf mich.
Darum verließ ich nach drei Jahren erstmals Leipzig und wechselte für zwei Semester an die älteste Universität nördlich der Alpen nach Prag. Dort an der Karls-Universität durfte ich mit Menschen aus verschiedenen Ländern studieren und nebenher Prag, das tschechische Land und die Leute kennenlernen. Und als sei dies nicht schon Geschenk genug gewesen, lud mich die Prager Universität in diesem Jahr auf eine Studienreise ins Heilige Land ein. Zwischen Geburtskirche in Bethlehem und Grabeskirche in Jerusalem lernte ich das Land kennen, in dem Jesus lebte und wirkte.
Die Rückkehr nach Leipzig bedeutete für mich dann eine allmähliche Verschiebung meines Studienfokus. Zunehmend besuchte ich praktisch-theologische Seminare und unterrichtete erstmals Schulklassen, gestaltete Gottesdienste und machte meine ersten Gehversuche als Prediger.
Dass ich nun zukünftig hier mit Ihnen Gottesdienste feiern und Gemeinde gestalten darf, und dies nicht in meiner sächsischen Heimat tue, verdanke ich meiner aus Lüneburg stammenden Frau. Sie lernte ich im Sommer 2019 kennen und lieben. Gemeinsam entschieden wir uns, nach dem Ersten Theologischen Examen für unser beider Vikariat, also den pastoralen Vorbereitungsdienst, nach Hildesheim zu ziehen. So lernte ich Gemeindearbeit in der St. Paulus-Kirchgemeinde in Hasede bei Hildesheim kennen.
Nach unserer Hochzeit im vergangenen Sommer sind wir nun froh als Ehepaar im Pfarrhaus in Barskamp anzukommen und das nicht allein. Wenn Sie dies lesen, wird unser Sohn bereits das Licht der Welt erblickt haben und ich in Elternzeit sein. Unterdessen hoffe ich, die Gemeinde und Sie dennoch bald persönlich kennenzulernen. Ich freue mich darauf, dass wir zukünftig gemeinsam Gottesdienste feiern und Gemeinde gestalten werden. Möge Gott uns dabei begleiten und seinen Segen schenken.
Ihr Richard Roch